JÜRGEN ECKERT

MALEREI UND ZEICHNUNG


 

Aus der Rede zur Ausstellungseröffnung Museum Butzbach 16.11.1999

(…) Für Jürgen Eckert bedeutet künstlerische Arbeit zuallererst einmal die Auseinandersetzung mit sich selbst. Der Ur-Wunsch nach Erkenntnis formuliert sich in Fragen wie Wer bin ich – Was tue ich – In welchem Zusammenhang stehe ich, steht der Mensch? – Diese Fragen formulieren sich daher auch im Werk: Die Figuren sind da und nicht da – sie sind verletzt aber nicht geschlagen, ihre Torsohaftigkeit ist auf Ergänzung, Erneuerung, Fortsetzung und Erweiterung angelegt (…)

(…) Eckerts Verfahren tragen deutlich grafische Spuren, sie zeigen zum Teil gekratzte, geschabte Strukturen, zum Teil pastose reliefartige Oberflächen und gewinnen dadurch einen eigenen ästhetischen Reiz. Papier als Grund zieht J. Eckert der Leinwand vor, weil es – wie er sagt – wie eine Haut auf Wasser und Erde und grafische Techniken reagiert. Das Suchen und Finden von Ursprünglichem, die Negation von Fassade und die exakte kultivierte Verfeinerung lenken den Blick auf Elementares, auch auf etwas, das sich der Vernunft und der Kontrolle entzieht. Die Balance zwischen der Ordnung und der Störung der Ordnung steht immer auf dem Spiel. (…)

Ulrike Krystek – Theissen, Oberstudienrätin, Butzbach

 

Aus der Eröffnungsrede zur Ausstellung in der Remisengalerie Hanau 21.06.2003

(…) Obwohl zum stelenhaften Torso verknappt und gelängt, lässt diese wiederkehrende Form, dieser Wiedergänger, keinen Zweifel, dass sie tatsächlich auf die Menschenfigur anspielt: zu eindeutig ist das Verhältnis von Rumpf und Kopf, mag der auch nach vorne gesunken sein. Dass der Stand der Figur ein prekärer ist, scheint hier sogar zentrale Aussage. Warum sonst sollte Eckert ihr in betont collagistischer Manier immer wieder mal eine stützende Bodenplatte unterschieben? Auf derlei angesprochen, antwortet er, es gehe in seiner Malerei um „das Menschenbild in unsicherer Gegend“. Und wirklich wird auf die Ausführung des Umfelds nicht weniger Wert gelegt als auf die der Figur. (…)

(…) Die „unsichere Gegend“ entspricht einem deformierten, lädierten Menschenbild. Eine Interpretin hat einmal scharfsinnig geschlussfolgert, es handle sich um die Darstellung des „geworfenen“ Menschen. Ein Begriff, den wir aus dem Existentialismus Sartres und Camus‘ kennen. Ich behaupte, in der Nachfolge einer existentialistischen Weltanschauung, wo die Position des Individuums ohne religiöse und anderweitig ideologische Verankerung schwankend geworden ist, und es sich auf Wanderschaft durch ein Halbdunkel von mal zu mal neu zu treffender Entscheidungen tastet, steht auch die Eckert'sche Malerei. (…)

(…) Eckerts Figuren, wie tätowiert oder mit sichtbarem Skelett dank seiner zeichnerisch bestimmten Malerei, bleiben symbolische Figuren, schwankend zwischen Selbstbehauptung und Auflösung im farblich ihnen so ähnlichen Umfeld, Chiffren deformierten Menschseins, ohne Anklage, nur mit dem lapidaren Verweis: so ist es.(…)

Dr. Roland Held, Kunsthistoriker, Darmstadt


 


© 2016 Jürgen Eckert